Keine Schutzräume für LSBTI* Geflüchtete in Thüringen?!
LSVD Thüringen fordert Schutzräume für Lesben, Schwule, Trans* und Inter*
(20.01.2017) Anlässlich des Treffens des Landesfrauenrates Thüringen mit dem thüringischen Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, Dieter Lauinger, am 18. Januar 2017, zum Thema „Schutz von geflüchteten Frauen“, erklärt Jenny Renner, Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Thüringen:
Der LSVD Thüringen unterstützt als Mitglied im Landesfrauenrat die Forderungen unserer Kolleg*innen und appelliert an die Landesregierung, endlich zu handeln. Geflüchtete Frauen, seien sie heterosexuell, lesbisch, bisexuell oder trans* haben einen besonderen Unterstützungsbedarf und müssen endlich besser in Thüringen geschützt werden – gleiches gilt auch für alle Asylsuchenden, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder ihrer geschlechtlichen Identität bedroht wurden oder bereits Gewalt erfahren mussten.
Wir brauchen dringend einen Ausbau von Hilfs- und Unterstützungsstrukturen für besonders schutzbedürftige Geflüchtete – dazu zählen auch LSBTI*. Während in München, Hannover, Nürnberg oder Köln Kommunen Schutzräume für LSBTI*-Geflüchtete bereitstellen, die in anderen Einrichtungen Gewalt, Bedrohung und Ausgrenzung erfahren haben, äußert sich das Land Thüringen bisher hierzu nicht.
Im Nachbarland Sachsen unterstützt die Landesregierung ein Netzwerk von Beratungsstellen für queere Geflüchtete, mit entsprechender Landeskoordination – in Thüringen müssen die Opfer sexualisierter und/oder homophober/transphober Gewalttaten die Übergriffe hinnehmen. Sie warten in Thüringen fast vergeblich auf Hilfe oder Unterstützung, eine zentrale Anlaufstelle gibt es nicht. Das Land und die Kommunen schweigen. Diese Situation steht einer rot-rot-grünen Landesregierung, welche sich sonst sehr engagiert für Gleichstellung und Antidiskriminierung einsetzt, alles andere als gut an.
Asylunterkünfte sind oftmals keine sicheren Orte für alleinstehende Frauen und Menschen, die von der heterosexuellen Mehrheitsnorm abweichen. Konservative und homophobe Einstellungen sind auch unter den Mitbewohner*innen der Gemeinschaftsunterkünfte weit verbreitet. Besonders bei Lesben, Schwulen, Trans*- und Inter*-Personen führt die mangelnde Privatsphäre zu einer verstärkten Angst vor Entdeckung, etwa, weil private Gespräche kaum möglich sind oder das persönliche Eigentum nicht geschützt werden kann. Alleinstehende Frauen sind häufig sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Darüber hinaus ist das gesellschaftliche Klima in Deutschland gespalten. Neben weiterhin großer Hilfsbereitschaft, artikuliert sich oft offener Hass und es gibt ein erschreckendes Ausmaß rassistischer Angriffe auf Flüchtlingseinrichtungen und Geflüchtete. Für den LSVD steht der Schutz von Geflüchteten, speziell auch von besonders schutzbedürftigen Asylsuchenden, an erster Stelle.
Hintergrund
Pressemitteilung Landesfrauenrat Thüringen vom 18.01.2017
Broschüre „Handreichung für die Betreuung und Unterstützung von LSBTTI*-Flüchtlingen“
LSVD-Ratgeber „Asylrecht für Lesben und Schwule“
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Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) ist ein Bürgerrechtsverband und vertritt die Interessen und Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI). Gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt – wir wollen, dass LSBTI als selbstverständlicher Teil gesellschaftlicher Normalität akzeptiert und anerkannt werden.
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